Diedenberger Heimatgeschichtsverein

Grenzgang 2019 aus der Hofheimer Zeitung

Hofheimer Zeitung
vom 03.06.2019

Römer, Napoleon und das Mainzer Becken
Von unserer Mitarbeiterin Sonja Lehnert

DIEDENBERGEN ‐ Seit 1982 brechen die Diedenberger traditionell an Himmelfahrt zum Grenzgang auf. Dabei wird immer wieder an markanten Stellen eine Pause eingelegt, um etwas über die örtlichen Gegebenheiten zu erfahren. Klaus Ernst, Vorsitzender des Diedenberger Heimatgeschichtsvereins gibt vor dem Start am Parkplatz des Nahkauf einen allgemeinen Überblick über den Ort.

Etwa 60 Teilnehmende haben sich früh am Himmelfahrtsmorgen eingefunden, um bis zum Mittag gemeinsam eine Runde um Diedenbergen zu drehen. Zum Abschluss wartete ein Picknick mit selbst gekeltertem Apfelwein und einem Imbiss auf die Wanderer.

Bevor sich die Gruppe in südlicher Richtung auf die andere Seite der A66, die die Gemarkung teilt, auf den Weg machte, gab Klaus Ernst einige Daten aus der Statistik bekannt.

Die Stadt Hofheim veröffentlicht diese Daten regelmäßig, und so erfuhren die Diedenbergener, dass zum Beispiel 69 Frauen und Männer im Ortsteil bereits das neunzigste Lebensjahr überschritten haben, oder dass von den 4 158 Einwohnerinnen und Einwohnern (Stichtag 31. Dezember 2018) 886 Männer und 724 Frauen ledig sind. Weiteres zur Altersstruktur des Ortes besagte, dass der Jahrgang 1963 mit 91 Einwohnern der am stärksten vertretene ist, gegenüber 2018 mit nur 33 Bürgern.

Nachdem diese aktuellen Daten einen Überblick zur gegenwärtigen Situation gaben, ging es zu den Spuren der Geschichte. Zahlreiche Wege, wie der Massenheimer oder Wickerer Pfad waren alte Verbindungsstraßen zwischen den Ortschaften. Daran erinnern heute noch deren Namen. Flurnamen geben Hinweise auf Gegebenheiten aus der Vergangenheit. Bekannt ist natürlich die Casteller Straße, die schon vor rund 2 000 Jahren als Verbindung zwischen dem Mainzer Kastell und der Befestigungsanlage im Hofheimer Hochfeld diente. Es gibt Flurnamen wie „Steinehaus“, wo einst eine römische Villa Rustica stand, „Stein“ oder „Unter dem Stein“, wo eine Kiesgrube betrieben wurde, oder „Zehntenfrei“, wo keine Angaben erhoben wurden. Auch über die Zeit, in der Napoleon herrschte und Diedenbergen für kurze Zeit nassauisch wurde, wusste Ernst Geschichten zu erzählen.

Napoleon höchstpersönlich hatte einst dem Fürsten Friedrich August von Nassau‐Usingen einen Besuch in Schloss Biebrich abgestattet. Friedrich August trat daraufhin dem Rheinbund bei und wurde zum Herzog ernannt. Der Vorsitzende wusste zudem über die Bodenwerte der Flurstücke zu berichten. Das „Mainzer Becken“ war vor vielen Millionen Jahren Teil eines Meeresarms, der Gesteine mit sich führte, die zur Grundlage der Bodenqualität wurden.

Diese Bodenwerte besagten für die Bauern zum einen, welchen Wert das Land besaß und zum anderen, welche Pflanzen dort am besten gediehen. Derzeit werden die topografischen Landkarten bearbeitet und neue Höhenlinien eingefügt. Klaus Ernst erklärte, dass zum Beispiel durch die Erdbewegungen für das Gewerbegebiet, wo terrassenförmig Erde aufgeschüttet wurde, oder durch die Lärmschutzwände an der A 66 und der ICE‐Trasse, Höhenunterschiede entstanden seien, die neue Karten nötig machten.

Nach so viel Information tat das Picknick zum Abschluss gut.

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