Diedenberger Heimatgeschichtsverein

Nr. 7

Das Haus Nassau-Oranien und seine geschichtliche Rolle im europäischen Raum

von Klaus Kopp, Wiesbaden

Nassauer Grafen haben erst spät den Namen für unseren historischen Raum gegeben.

Ihrem Aufstieg in der Stauferzeit folgte eine Phase des Niedergangs bis zur Mitte des 13.Jahrhunderts. Teilungen führten zu Machtverlust. Erwerbungen an der Peripherie des Reiches konnten den Verlust im Machtzentrum nicht ausgleichen.

Besonders nachteilig für die Ausbildung eines geschlossenen Territoriums war, dass sich die Einflussbereiche der Erzbistümer Mainz, Trier und Köln im nassauischen Interessengebiet schnitten. Im 14. und 15.Jahrhundert waren 4 Nassauer Erzbischöfe in Mainz.

Den Nassauern bleibt nach Meinung des Verfassers das Verdienst, ihre Gebiete kulturell und weitgehend auch politisch erhalten zu haben, auch wenn Nassau zeitweise nur Objekt der großen Politik war.

Nach der oranischen Erbschaft (ab 1530) konnte sich Nassau in den Niederlanden als Subjekt der großen Politik fühlen. Im XIX. Jahrhundert waren die Nassauer Könige der Niederlande (ab 1815), Herzöge zu Nassau (1806 – 1866) sowie Großherzöge von Luxemburg (ab 1815).

Die Nassau-Oranier führten die „oranische Sache“ zum Sieg. Nach diesem Jahrzehnte dauernden Aufstand , dem vielleicht längsten Freiheitskampf der westeuropäischen Geschichte, wurde das Herzogtum in unserem Bereich ein völlig neuer Staat, in drei Stufen aus 39 Territorien zusammengefasst (1803, 1806, 1815).

Auch wenn die staatliche Organisation als Zentralinstanz wirkungsvoll war, ging der Staat im 19.Jahrhundert unter. Die Mehrheit der Liberalen wollte Preußen, der Hof zählte sich zur österreichischen Klientel der kleineren Stände. Das Bundesrecht war Grundlage des verfassungsmäßigen Denken und Handelns. Bundestreue war Achtung vor dem Recht, Schutz der Schwachen. Nach dem Friedensbruch Preußens hatte der Bund nicht mehr die Kraft, dem Recht zum Sieg zu verhelfen.

Doch Nassau erhielt als Raum noch eine historische Chance: Weitere 100 Jahre hat es als Regierungsbezirk und Bezirksverband einen, wenn auch kleinräumigen Zusammenhalt erfahren, der erst durch das Aufgehen in Großhessen und den Verlust des Westerwaldes und des Rhein-Lahn-Gebietes und schließlich durch die Auflösung des Regierungsbezirks Wiesbaden in Frage gestellt wurde.

(esch)