Diedenberger Heimatgeschichtsverein

Nr. 3

Philipp und Liesbeth Keim aus Diedenbergen

von Dr. Rudolf Schäfer

Philipp Keim wurde am 7.November 1804 als Sohn des Schullehrers Johann Heinrich Keim in Diedenbergen geboren. Seine Mutter war Maria Katharina, geb. Petermann aus Oberliederbach.

Er erlernte das Küferhandwerk, erblindete aber 17jährig bei den schweren  Arbeiten im herzoglichen Schloßkeller in Biebrich. Herzog Friedrich August von Nassau schenkte dem nun aus seinem Dienst Ausscheidenden eine Drehorgel und verlieh ihm das Privileg, im ganzen Herzogtum zu spielen. Er begann Lieder zu dichten, die Diedenberger Lehrer zum Singen einrichteten.

1832 heiratete er Elisabeth Dorothea Fröschel aus Steinbach bei Gießen, genannt Liesbeth. Die Ehe blieb kinderlos. Liesbeth war über 40 Jahre lang „das Salz an der Keimschen Potpourri-Suppe“. Der hagere Philipp spielte die Violine und sang, die dralle Liesbeth bediente die Drehorgel und kassierte, um die beiden rankte sich ein Kranz von Anekdoten.

Philipp Keim hatte ein starkes politisches Interesse und gab alle wichtigen Ereignisse in nah und fern in Gedichtform wieder. Er besang Familienereignisse im Herzoghaus und trat auch gerne  in den Nassauischen Bädern auf, vor allem wegen der zahlungsfähigen Zuhörer.

Um aus seinen Versen Reime zu machen, gebrauchte er häufig Füllwörter, wie „nun“ und „schun“ oder „ja“ und „da“.

Sein Biograph und Interpret Glücklich hebt seinen Humor hervor, andere Leute bezeichnen ihn eher als unfreiwillig komisch.

Nach dem Tod von Liesbeth ging es mit seiner Popularität und seinen Einkünften stark bergab, so dass er bald auf die Mildtätigkeit seiner Mitbürger angewiesen war. Seine Haushälterin Mathilde „Tildchen“, versorgte ihn treu. Bei einem Sturz in Bad Ems brach er sich Arme und Beine und musste dann Wagen und Pferd, Violine und Drehorgel  veräußern. 1884 starb Philipp Keim in Diedenbergen und wurde dort neben seiner Frau Liesbeth begraben. Die Schule in Diedenbergen wurde nach ihm benannt.